Diplomatenstadt, Stockholm

Ein eigener Stadtteil für die Diplomaten und reichsten Bürger der Stadt – mit diesem Ziel plante man anno 1912 die auf schwedisch Diplomatstaden genannte Diplomatenstadt im Stadtteil Östermalm.

Die Diplomatstaden wird von den Straßen Valhallavägen, Greve von Essens väg und Banérgatan begrenzt und war bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts so gut wie unbebaut. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war das Gelände so gut wie unbebaut. Nach dem Abriss der Olympia-Schwimmhalle stand genug Platz für die neuen prächtigen Wohnungen und Villen zu Verfügung. Bis heute ist die Diplomatenstadt ein inoffizieller Stockholmer Stadtteil ohne festgelegte Grenzen.

Die Villa Åkerlund in der Diplomatenstadt

Der Name "Diplomatstaden" sollte damals möglichst rasch Botschaften aus aller Welt in die schmucke Gegend locken. Dennoch beherbergte Diplomatstaden zunächst nur die britische Botschaft, erst nach und nach siedelten sich weitere Vertretungen hier an. Heute zählt Diplomatstaden 16 Botschaften, wie die deutsche, norwegische, japanische und die amerikanische Vertretung.

Diplomatstaden nimmt keine große Fläche ein und hier stehen – wenn man von den Botschaften selbst absieht – auch nur wenige Gebäude. Doch in der Diplomatenstadt scheint vor allem eins zu zählen: Klasse statt Masse. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die wenigen Häuser sehr sehenswert sind. In der so genannten Bünsowska villan im Dag Hammarskjölds väg wohnte lange Jahre der britischen Botschafter. Der rote Backsteinbau ist dem nationalromantischen Stil nachempfunden. In der Laboratoriegatan Straße steht das Wennergrenska palatset, welches anno 1993 für 28 Millionen schwedische Kronen den Besitzer wechselte und heute von dem südkoreanischen Diplomaten bewohnt wird.

Diplomatstaden ist nicht nur Heimat der Diplomaten, sondern beherbergt auch die drei großen Museen Tekniska museet, Sjöhistoriska museet und Etnografiska museet sowie die staatlichen Radio- und Fernsehstationen SVT (Sveriges Television) und SR (Sveriges Radio). Außerdem liegen im Bereich von Diplomatstaden mit der Engelska kyrkan, Oscarskyrkan und Gustav Adolfskyrkan drei Kirchen.

Die englische Kirche wird auf schwedisch Engelska kyrkan genannt und befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Wennergrenska palatset. Als die britische Botschaft anno 1913 in die Stockholmer Diplomatenstadt zog, versetzte man die Engelska kyrkan Stein für Stein aus der Wallingatan Straße im Stadtteil Norrmalm hierher.

Die zweite Kirche in Diplomatstaden ist die in der Straße Narvavägen befindliche Oscarskyrkan: Dieses Gotteshaus entstand zum 25jährigen Amtsjubiläum des schwedischen König Oskars II. – Der Monarch legte anno 1897 eigenhändig den Grundstein für die Kirche, welche im Jahr 1903 eingeweiht wurde. Der Architekt Gustaf Hermansson entwarf die Oscarskyrkan im neugotischen Stil und musste dafür schon von Anfang an sehr viel Kritik einstecken. Das Äußere der Kirche ist bis heute im Originalzustand erhalten, das Innere wurde jedoch im Laufe der Jahre umfassend renoviert. Die anno 1949 erworbene Orgel der dänischen Firma Marcussen & Søn gilt als eine der größten Schwedens.

Die dritte Kirche der Diplomatstaden, die Gustav Adolfskyrkan, befindet sich in dem gleichnamigen Park. Da der Gustav Adolfs Park ehemals militärisch genutzt wurde, fungierte auch die anno 1892 eingeweihte Gustav Adolfskyrka ursprünglich als Gotteshaus für die Soldaten – sie war eine so genannte Garnisonskirche. Dies änderte sich erst, als die Gemeinde der Oscarskyrkan die Gustav Adolfskyrka in den 1960er Jahren kaufte. Die im neugotischen Stil gehaltene Gustav Adolf Kirche stammt von dem Architekt Carl Möller.

Das Seefahrts-Museum heißt auf schwedisch Sjöhistoriska museet und befindet sich südlich des Ekoparken 88. In dem Ausstellungshaus kann man Schiffsmodelle aus der Zeit vom 16. Jahrhundert bis heute sowie Navigationsinstrumente, Waffen und Galionsfiguren besichtigen. Eines der Highlights des Museums ist die Originalkajüte des Schiffes Amphion – Von hier aus führte König Gustav III. anno 1790 die Schlacht von Sveksund im Krieg gegen Russland an. Vor dem Sjöhistoriska Museum steht die von Nils Sjögren geschaffene Statue "Sjömannen" (Der Seemann). Mit der Skulptur wird den im Zweiten Weltkrieg gefallenen Marinesoldaten gedacht.

Das Sjöhistoriska museet zeigt diverse Schiffsmodelle

Die Kollektion umfasst auch alte Navigationselemente

Das Museum verfügt über eine hauseigene Segelschule

Doch nicht nur die Kollektionen des Museums sind sehenswert, auch das Gebäude selbst ist ein richtiges Schmuckstück: Nach 40 Jahren Diskussion und Planung eröffnete der anno 1938 von Ragnar Östberg entworfene klassizistische Bau seine Türen. Östberg war auch schon für die Errichtung des Stadshuset 39 verantwortlich und verband die beiden Gebäude auf hintergründige Art miteinander: Aus der Luft betrachtet bilden das Stadshuset 39 und das Sjöhistoriska museet eine Art Anker. Das Stadshuset 39 stellt dabei den oberen Teil des Ankers dar und der leicht runde Bau des Museums den geschwungenen unteren Teil des Ankers.

Das Seefahrts-Museum kümmert sich auch um die ganz kleinen Gäste: Im Spielraum Saltkråkan dürfen Kinder bis sieben Jahre in der Regel täglich toben. Im Sommer können die Kleinen zudem die Angebote der hauseigenen Segelschule wahrnehmen.

Das Technische Museum zeigt unter anderem Oldtimer

Das Technische Museum heißt auf schwedisch Tekniska museet und befindet sich in der Nähe des Seefahrt-Museums. In den Ausstellungshallen kann der Besucher das breite Spektrum der Technik- und Industriegeschichte bestaunen. Die Expositionen beleuchten nicht nur Erfindungen aus früheren Zeiten, sondern man spekuliert auch über die Technologien der Zukunft. In der großen Maschinenhalle zeigt das Tekniska museet Autos, Fahrräder und Flugzeuge aus verschiedenen Jahrzehnten sowie Schwedens älteste Dampfmaschine. Modelleisenbahnen, die Geschichte des Eisens und des Bergbaus, alte Werkstätten und eine Amateurradiostation runden die Ausstellung ab und bieten für jeden Technikfreund das Richtige.

Im Teknorama – einem der ersten Science Center in Skandinavien – kann man die Natur und die Technik selbst entdecken! Auch Kinder können die Gesetze der Natur hier spielerisch erlernen.

Das im funktionalistischen Stil erbaute Museumsgebäude stammt von Ragnar Hjorth und wurde im Jahr 1936 eingeweiht.

Aufwendige Keramikarbeiten im Völkerkundemuseum

Das Völkerkundemuseum heißt auf schwedisch Etnografiska Museum und befindet sich in der unmittelbaren Nähe des Technischen Museums. Das erklärte Ziel des Ausstellungshauses ist es, verschiedene Kulturen und Lebensweisen in ihrer Vielfalt darzustellen.

Mit über 200.000 interessanten Stücken und verschiedenen Kollektionen aus China, Japan, Korea, Südostasien, Amerika und Afrika wird dieses Vorhaben eindrucksvoll umgesetzt. Weitere Themen des Völkerkundemuseums sind die schwedischen Entdecker und Abenteurer, die Indianer Nordamerikas und kulturübergreifende Alltagsvergleiche. Das noch recht neue rote Gebäude, in dem das Etnografiska Museum seit dem Jahr 1980 zu Hause ist, stammt aus der Feder des Architekten Jan Gezelius.

Neben einen Restaurant und einem Museumsladen nennt das Etnografiska Museum auch ein japanisches Teehaus sein Eigen. Dort kann man gelegentlich traditionelle Teezeremonien beobachten.